
Die allermeisten Angaben von dieser Seite stammen von dem Flyer der Naturverwaltung.
Naturwaldreservat „Pëttenerbësch“
Das Naturwaldreservat „Pëttenerbesch“ befindet sich in der Gemeinde Mersch zwischen den Ortschaften Pettingen und dem Waldgebiet „Rouscht“. Informationen zu diesem Reservat erhält man bei folgender Adresse:
Naturverwaltung
Service des forêts
16, rue Eugène Ruppert
L-2453 Luxembourg
Tel.: (+352) 402 201-1

Wanderung durch das Reservat
Dieses Gebiet lässt sich leicht erwandern über einen gekennzeichneten Lehrpfad, welcher über eine Strecke von 4,9 Kilometern führt. Die Naturverwaltung rechnet für diese Wanderung ungefähr 2 Stunden. Das Schutzgebiet hat eine Fläche von 67,15 Hektar.
Schloss Pettingen

Die Wanderung beginnt beim Schloss in Pettingen. Direkt daneben an der „Alten Schule“ befindet sich eine Infotafel zum Wanderweg.
Obschon vom ehemaligen Schloss Pettingen heute nur noch Ruinen bestehen, gehört es zu den am besten erhaltenen Wasserburgen Luxemburgs. Es bestand bereits im 10. Jahrhundert als Festung.
Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Burg von den Österreichern zerstört und Anfang des 16. Jahrhunderts vom neuen Eigentümer Johann von Criechingen schrittweise zum Schloss umgebaut. Die 4 Ecktürme stammen aus dem Jahr 1571.
1684 kam es zur Schleifung vieler luxemburger Schlösser und Burgen durch die französischen Truppen, darunter auch das Pettinger Schloss. Im Zuge der Zerstörung wurde ein Teil der Ringmauer eingerissen und der Graben verfüllt, der Burgfried blieb erhalten.
1947 erwarb der Staat die Ruinen für einen symbolischen Franken.


Heckenstruktur – ganz schön nützlich
Als isoliertes Waldgebiet liegt der „Pëttenerbësch“ auf einer offenen Landschaft aus Wiesen und Feldern. Beim Blick in Richtung Süden fallen einzelne Baumgruppen, Sträucher und Heckenstrukturen auf, die die sonst eintönig erscheinenden Flächen bereichern.
Diese viefältigen Strukturen kommen auch zahlreichen Tierarten zugute, wie z.B. dem im Süden des „Pëttenerbësch“ vorkommenden Neuntöter, der offenene, insektenreiche Flächen und exponierte Warten als Lebensraum benötigt.
Neben der Bereicherung des Lebensraumes stellen die linearen Heckenstrukturen Trittsteinbiotope dar, die isolierte Landschaftsstellen miteinander verbinden.
Trittsteinbiotop, mehr oder weniger regelmäßig verteilte Biotop-Inseln (Bitop), deren Standortbedingungen zahlreichen Tier- und mit ihnen verbreiteten Pflanzenarten einen zeitweisen Aufenthalt ermöglichen. Sie erleichtern damit deren Ausbreitung über größere Strecken. Im Naturschutz werden Trittsteinbiotope geschaffen, um durch Ausräumung der Kulturlandschaft verlorengegangene Verbindungsstrukturen zwischen den eigentlichen Kern-Lebensräumen zu ersetzen (Biotopverbundsystem). Als Trittsteinbiotope können Einzelbäume, Strauchgruppen, Magerwiesen-Restflächen, kleine Weiher usw. dienen. (Quelle: LEXIKON DER GEOWISSENSCHAFTEN)
Der Neuntöter
Der Neuntöter (Lanius collurio) oder Rotrückenwürger (auch Rotrückiger Würger) ist eine Vogelart aus der Familie der Würger (Laniidae) und in Mitteleuropa die häufigste Würgerart. Er ist vor allem durch sein Verhalten bekannt, Beutetiere auf Dornen aufzuspießen.
Zu seiner Nahrung zählen vorwiegend Großinsekten, aber auch kleine Säugetiere und Vögel. In großen Teilen Europas und dem westlichen Asien heimisch, brütet er in halboffenen Landschaften, die ein gutes Angebot an Hecken und Sträuchern aufweisen. Die Nester werden bevorzugt in Dornsträuchern angelegt. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft musste der Neuntöter in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts große Bestandseinbußen hinnehmen. Der Zugvogel überwintert im südlichen Teil Afrikas. (Quelle: Wikipedia)

Nadelige Zeitzeugen
Die Kiefern des „Pëttenerbësch“ wurden Anfang des 20. Jahrhunderts angepflanzt, nachdem die Laubholzbestände intensiver Nutzung zum Opfer gefallen waren.
Bei der Aufforstung entschied man sich aufgrund des schnelleren Wachstums für Nadelgehölze, insbesondere Kiefern und Fichten. Stürme und Borkenkäferbefall führten im Laufe der Jahre zu einer starken Abnahme der Nadelholzflächen, vor allem der Fichtenforste. Heute gehören die Überreste der ehemaligen Kieferbestände im „Pëttenerbësch“ mit ihren etwa 100 Jahren zu den Altbeständen.

Mardellen – geheimnisvolle Biotope
Wie sind sie entstanden? Wie sehen sie aus? Welche Tier- und Pflanzenarten beherbergen sie?
Mardellen beherbergen zahlreiche Geheimnisse: Ihr Ursprung ist häufig unbekannt, die Formenvielfalt riesig und das Arteninventar dadurch vielseitig. Gemein ist allen Mardellen nur, dass es sich um abflusslose Hohlformen handelt. Diese können als flache Wannen ausgebildet sein, die nur temporär Wasser führen oder als tiefe, dauerhaft wasserführende Tümpel, in denen sich Röhrichte oder Großseggensümpfe entwickeln können.
Einige Mardellen im „Pëttenerbësch“ sind wahrscheinlich durch Tongewinnung entstanden, andere haben wohl einen natürlichen Ursprung.
Röhricht bezeichnet ein Biotop und eine Pflanzengesellschaft im Flachwasser- und Uferrandbereich von Gewässern. Es besteht aus großwüchsigen, schilfartigen Pflanzen (Röhrichtpflanzen) wie Schilfrohr (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spec.), Igelkolben (Sparganium spec.), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) und Wasser-Schwaden (Glyceria maxima); ferner aus Kalmus (Acorus calamus), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Froschlöffel (Alisma spec.) und aus weiteren Arten.
Großseggenriede, auch Großseggensümpfe oder Großseggengesellschaften sind ein Biotoptyp und ein Verband in der Pflanzensoziologie (Niedermoor-Großseggenrieder, Magnocaricion) und bestehen vorwiegend aus größeren Seggen sowie daneben aus wenigen blühenden Niedermoorpflanzen. Sie kommen nur auf sehr feuchten Standorten vor. Dies können sehr extensiv genutzte Wiesen oder ungenutzte, naturnahe Sümpfe sein. Typisch ist eine relative Arten- und Strukturarmut und eine meist recht einheitliche Wuchshöhe zwischen 50 und 100 cm. Bestände der Steif-Segge werden auch bis zu mannshoch. Großseggenriede können Komplexe innerhalb von größeren Röhrichtflächen bilden oder selbst kleine Schilfbestände und Weidengebüsche enthalten.
Die bestandsbildenden Seggen können rasige oder eher bultige Wuchsformen zeigen. Rasige Bestände bilden beispielsweise Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Schlank-Segge (C. acuta) und Ufer-Segge (C. riparia), bultig wachsen hingegen Schwarzschopf-Segge (C. appropinquata), Steif-Segge (C. elata) oder Rispen-Segge (C. paniculata).
Natürliche Sukzession versus Aufforstung
Bestimmt haben Sie es bemerkt. Das Erscheinungsbild des „Pëttenerbësch“ unterscheidet sich sich von den anderen Wäldern. Ursache hierfür ist der große Anteil junger Bestände. Starke Stürme haben 1984 und 1990 für die Entstehung großer Freiflächen gesorgt, die später entweder aufgeforstet oder einer natürlichen Entwicklung überlassen wurden.
Während auf den Aufforstungsflächen junge Eichen dominieren, wird die natürliche Sukzession von typischen Pionierbaumarten wie Birke, Aspe und Weide beherrscht.
Dass die Eichen gepflanzt wurden, erkennt man an den Reihen, in denen die Bäume stehen.
Die Espe, Aspe oder Zitterpappel (Populus tremula) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Pappeln (Populus).
Im weiteren Sinne werden neben der Europäischen Zitterpappel auch die Grobzähnige Zitterpappel (Populus grandidentata) und die Amerikanische Zitterpappel (Populus tremuloides) als Espen bezeichnet.
Geographisches Zentrum von Luxemburg

Die heutigen Grenzen des Landes wurden in drei Etappen festgelegt: mit Frankreich durch den Pyrenäen-Vertrag im Jahre 1659 (Näher festgelegt 1769 und 1820), mit Deutschland (Vormals Preußen) durch den Wiener Kongress 1815 (näher festgelegt 1816) sowie mit Belgien durch den Londoner Vertrag 1839 (Näher festgelegt 1843). Nach 1843 erfolgten nur noch geringfügige Grenzkorrekturen durch Flächentausch.
Mittels international angewandter Algorithmen konnte im Jahre 2009 der geographische Mittelpunkt des Landes durch die topographische Abteilung der Administration du Cadastre et de la Topographie berechnet und festgelegt werden. Auch bei einem eventuell aufwendigen zukünftigen Flächentausch würde dieser Punkt nur geringfügig seine Lage ändern.

Ein Blick in die Zukunft
Wie wird wohl der „Pëttenerbësch“ wohl in hundert Jahren aussehen? Als Naturreservat ist er seit 2006 dem Wirken des Menschen entzogen und kann sich ungestört entwickeln. Wir können zwar nicht in die Zukunft schauen, aber aufgrund der besonderen Standortbedingungen, insbesondere der staunassen Böden, muss man davon ausgehen, dass sich am „Ende“ der Entwicklung von der Pioniervegetation zur Schlusswaldgesellschaft auf einen großen Teil der Flächen ein Stieleichen-Hainbuchenwald ausbilden wird, wie Sie ihn hier sehen. Im Gegensatz zu Buchen und Fichten können die Baumarten dieser Waldgesellschaft zeitweilig nasse Böden gut ertragen und werden sich ohne menschliche Eingriffe wahrscheinlich auf diesen Standorten durchsetzen.
Einblicke ins Alzettetal
Hier, am höchsten Punkt des Lehrpfades, auf 285 Meter eröffnet sich dem Wanderer der Blick in Richtung Süden. Beeindruckend erhebt sich hinter Mersch das bewaldete „Luxemburgische Sandsteinmassiv“, in das Alzette und Mamer ihre Täler geschnitten haben.
Nachdem sie die Mamer aufgenommen hat, fließt die Alzette weiter in Richtung Norden, am „Pëttenerbësch“ vorbei und mündet bei Ettelbrück in die Sauer.

Bei klarem Wetter erkennt man sogar die Hochhäuser auf Kirchberg.

